Die Geschwindigkeit hängt in erster Linie vom Antriebsmechanismus ab.
Wie bei vielen Begriffen in der Lineartechnik – „Hochleistungs-“, „Miniatur-“ und „korrosionsbeständig“, um nur einige zu nennen – gibt es keinen Industriestandard, der festlegt, was einen Hochgeschwindigkeits-Linearantrieb ausmacht. Dennoch gibt es einige allgemeine Richtlinien, die Hersteller bei der Klassifizierung und Vermarktung ihrer Antriebe als Hochgeschwindigkeitsantriebe beachten. Diese Richtlinien basieren in der Regel auf dem Antriebsmechanismus, dem Antriebstyp und sogar der primären Verwendung bzw. Branche. Das Verständnis dieser Unterschiede hilft Ihnen, eine fundierte Entscheidung zu treffen, wenn Ihre Anwendung einen Hochgeschwindigkeits-Linearantrieb erfordert.
Der limitierende Faktor für die Geschwindigkeit eines Aktuators ist typischerweise der Antriebsmechanismus. Kugelumlaufspindeln und Leitspindeln werden in ihrer Geschwindigkeit durch ihre Neigung zum Peitschen begrenzt, die von Spindeldurchmesser, -länge und Endlageranordnung abhängt. Da Leitspindeln auf Gleitkontakt basieren und durch Reibung hohe Wärme erzeugen, erreichen sie oft niedrigere Maximalgeschwindigkeiten als Kugelumlaufspindeln ähnlicher Größe. Daher gelten Aktuatoren mit Kugelumlaufspindeln unter den Spindeltechnologien eher als „Hochgeschwindigkeitsantriebe“ als solche mit Leitspindeln.
Aktuatoren mit Riemenantrieb oder Zahnstangenantrieb erreichen typischerweise höhere Geschwindigkeiten als Kugelumlaufspindeln, vorausgesetzt, sie sind richtig gespannt (bei Riemenantrieben) bzw. vorgespannt (bei Zahnstangenantrieben). Aktuatoren mit stahlverstärkten Riemen erreichen Geschwindigkeiten von 10 m/s oder mehr, während Aktuatoren mit Zahnstangenantrieb üblicherweise Geschwindigkeiten von 5 m/s erreichen.
Bei Hochgeschwindigkeits-Linearantrieben spielt ein weiterer Faktor eine Rolle: der Antriebstyp. Die Bezeichnung „Hochgeschwindigkeit“ wird am häufigsten für Schubstangenantriebe – auch Elektrozylinder genannt – verwendet, da ihre Hauptanwendungen Schub-, Zug- und Einführvorgänge sind, die typischerweise sehr kurze Aus- und Einfahrzeiten erfordern. Diese Antriebe können entweder über Kugelumlaufspindeln oder Leitspindeln angetrieben werden und Geschwindigkeiten von 0,1 m/s bis über 1 m/s erreichen. Einige Hersteller bieten sogar riemengetriebene Stangenantriebe an, die Geschwindigkeiten von bis zu 2,5 m/s erreichen.
Schlitten- oder Schlittenantriebe (auch stangenlose Antriebe genannt) erreichen in vielen Fällen sogar höhere Geschwindigkeiten als Stangenantriebe. Da sie jedoch hauptsächlich für die Positionierung und den Transport, typischerweise mit hohen Lasten, eingesetzt werden, werden sie seltener als Hochgeschwindigkeitsantriebe vermarktet. Für stangenlose oder Schlittenantriebe gibt es eine Vielzahl von Antriebsoptionen, darunter Leitspindel, Kugelumlaufspindel, Zahnstange und Ritzel, Riemen und Linearmotor.
Linearmotoren bieten von Haus aus höchste Geschwindigkeiten, da keine mechanischen Teile die Geschwindigkeit begrenzen oder Reibung und Wärme erzeugen. Beim Einbau in einen Linearantrieb sind Linearmotorantriebe jedoch durch die Geschwindigkeit des Führungsmechanismus begrenzt. Ähnlich können stahlverstärkte Riemenantriebe Geschwindigkeiten von über 12 m/s erreichen, sind aber wie Linearmotoren durch die maximale Geschwindigkeit der Führung begrenzt. Die gängigsten Führungssysteme für Linearmotoren und Riemenantriebe sind umlaufende Profilschienenführungen, deren Maximalgeschwindigkeit typischerweise bis zu 5 m/s erreicht. Dadurch wird die Gesamtgeschwindigkeit des Antriebs auf 5 m/s oder weniger begrenzt.
Höhere Geschwindigkeiten lassen sich jedoch erreichen, wenn Riemenantriebe mit Laufrollenführungen anstelle von Profilschienenumlauflagern kombiniert werden. Mit vorgespannten Laufrollenführungen und einem richtig gespannten, stahlverstärkten Riemenantrieb sind diese Hochgeschwindigkeits-Linearantriebe mit Verfahrgeschwindigkeiten von bis zu 10 m/s die Nase vorn.
Veröffentlichungszeit: 17. August 2020