In der linearen Bewegung arbeiten wir häufig mit Anwendungen, bei denen Kräfte über einen gewissen Abstand von einer Linearführung wirken – sogenannte freitragende oder Momentenlasten. In diesen Fällen geht es um die Momentenbelastbarkeit der Führung, also ihre Fähigkeit, Rotationen zu widerstehen. Wir arbeiten aber auch mit Komponenten, die sich drehen sollen, wenn eine Kraft über einen gewissen Abstand ausgeübt wird, wie beispielsweise eine Kugelumlaufspindel, die das Drehmoment eines Motors überträgt, um eine Last anzutreiben. In diesen Fällen geht es um das Drehmoment, das die Komponente übertragen kann.
Sowohl das Moment an der Linearführung als auch das Drehmoment an der Welle werden durch Fernkräfte verursacht und in Newtonmetern (Nm) oder Pfund-Fuß (lb-ft) gemessen. Worin besteht also der Unterschied zwischen dem auf die Linearführung wirkenden Moment und dem auf die Spindelwelle wirkenden Drehmoment?
Der Hauptunterschied zwischen Moment und Drehmoment lässt sich anhand der Reaktion des Objekts erkennen. Wirkt ein Drehmoment auf eine Welle, dreht sich diese. Wirkt jedoch eine Momentbelastung auf eine Linearführung, bleibt diese stationär (es sei denn, das Moment überschreitet die Nennmomentkapazität der Führung. In diesem Fall kann sich die Führung verformen oder zu rotieren beginnen).
Mit anderen Worten: Ein Drehmoment bewirkt eine Änderung des Drehimpulses eines Objekts, die eine Rotation erzeugt. Ein Moment hingegen bewirkt keine Änderung des Drehimpulses. Der Körper, auf den das Moment wirkt, bleibt stationär, und die im Objekt und seinen Trägern entstehenden Reaktionskräfte verhindern die Rotation des Objekts.
Beispielsweise verursacht eine auf einen endgestützten Kragträger ausgeübte Last eine Reaktionskraft und ein Biegemoment auf dem Träger, ändert jedoch nicht seinen Drehimpuls und führt daher auch nicht zu einer Drehung des Trägers.
Da Momentkräfte statisch sind – sie führen nicht zu Bewegung – können sie in Reaktionskräfte aufgelöst werden, die dem angewandten Moment entgegenwirken.
Das auf eine Welle ausgeübte Drehmoment wird ermittelt, indem die ausgeübte Kraft mit dem Hebelarm multipliziert wird. Dabei handelt es sich um den senkrechten Abstand zwischen dem Drehpunkt (oder der Rotationsachse) und der Kraft.
Wenn die ausgeübte Kraft nicht senkrecht zum Drehpunkt oder zur Drehachse steht, muss der Winkel der Kraft berücksichtigt werden, um die Länge des Hebelarms zu ermitteln.
Veröffentlichungszeit: 13. Juni 2022