Aus mechanischer Sicht war die unabhängige Bewegung zweier oder mehrerer Lasten, wie sie beispielsweise in Handhabungs-, Transport- und Inspektionsanwendungen erforderlich ist, traditionell eine der anspruchsvollsten Anwendungen linearer Bewegung. Der Einsatz mehrerer Linearsysteme oder vormontierter Aktuatoren ist zwar mechanisch eine einfache Lösung, erfordert jedoch in der Regel viel Platz und ist teuer. Es gibt jedoch verschiedene Arten linearer Systeme, die es ermöglichen, mehrere Lasten zu montieren und unabhängig voneinander zu bewegen.
Eines der gängigsten Linearbewegungssysteme zum unabhängigen Bewegen mehrerer Lasten ist der Linearmotor. Die meisten Linearmotoren – ob mit oder ohne Eisenkern – verwenden Wicklungen enthaltende und direkt angetriebene Forcer. So können mehrere Forcer auf der Magnetschiene installiert und mit unterschiedlichen Bewegungsprofilen und Hüben gesteuert werden. Linearmotoren mit mehreren Forcern bzw. Schlitten werden häufig für hochdynamische Bewegungen eingesetzt, die eine sehr präzise Steuerung von Geschwindigkeit oder Position erfordern. Tatsächlich basieren viele linearmotorbasierte Fördersysteme auf dem Konzept eines Linearmotors mit mehreren Forcern.
Ein weiteres traditionelles Linearbewegungssystem, das die unabhängige Bewegung mehrerer Lasten ermöglicht, ist der Zahnstangenantrieb. Da Motor und Getriebe direkt am Ritzel montiert sind, ist es relativ einfach, zusätzliche Motor-Ritzel-Kombinationen auf einer einzigen Zahnstange zu montieren und jede für ein spezifisches Fahr- und Bewegungsprofil zu programmieren. Zahnstangensysteme mit mehreren unabhängigen Schlitten eignen sich ideal für große Portal- und Transportanwendungen und werden häufig in Robotertransfereinheiten eingesetzt.
Eine weniger traditionelle Lösung zum unabhängigen Bewegen mehrerer Lasten ist die Verwendung eines Riemenantriebs – allerdings nicht mit der typischen Riemen-Riemenscheiben-Anordnung, die viele von uns kennen. Dieser Linearantrieb verwendet zwei Riemen, die ähnlich wie ein Zahnstangenantrieb konfiguriert sind.
Ein Riemen ist statisch und mechanisch an einer Basis, beispielsweise einem Profil, befestigt – analog zur Zahnstange in einem Zahnstangenantrieb. Der andere Riemen ist eine kurze, endlose Schleife, die über ein motorgetriebenes Ritzel und durch Umlenkrollen auf beiden Seiten des Ritzels verläuft. Die Last ist an einem Schlitten befestigt, der diese bewegliche Motor-Ritzel-Kombination enthält. Wie beim Zahnstangenantriebssystem ermöglicht das Doppelriemen-Antriebsdesign das einfache Hinzufügen weiterer Schlitten – jeder mit eigener Motor-Ritzel-Einheit – und deren unabhängige Steuerung. Das Doppelriemen-Design spannt den Riemen zudem dort, wo er mit dem Ritzel in Kontakt kommt, wodurch Spiel vermieden und die Riemendehnung minimiert wird.
Veröffentlichungszeit: 11. Oktober 2021